Encoder-Fachbegriffe

Diese Seite sammelt systematisch und erläutert ausführlich die in der Encoder-Technik häufig verwendeten und wichtigen Fachbegriffe. Sie deckt elektrische Parameter, Signalausgänge, mechanische Struktur, Kommunikationsprotokolle, Umgebungsbeständigkeit, Genauigkeitskalibrierung, funktionale Sicherheit, Lastgrenzen und viele weitere Aspekte ab. Sie richtet sich an Ingenieurinnen, Systemintegratorinnen, F&E-Personal, technische Einkäufer sowie alle, die sich vertieft mit Encodern beschäftigen möchten.


Encoder-Ausgang und Signalterminologie

Begriff Englische Abkürzung Definition
Auflösung Resolution Anzahl der vom Encoder pro Bewegungseinheit erzeugten Signale zur Beurteilung der Messgenauigkeit. Kann in PPR, CPR, Bit, LPI, CPI etc. angegeben werden
PPR Pulses Per Revolution Impulse pro Umdrehung, häufig bei inkrementellen Drehencodern; gibt die Anzahl der Impulse innerhalb einer kompletten Umdrehung an
CPR Counts Per Revolution Zähl-Schritte pro Umdrehung, oft inklusive Vervielfachung. Bei Vierfachauswertung gilt z. B. CPR = PPR × 4
DPI Dots Per Inch „Punkte“ pro Zoll. Häufig bei hochauflösenden optischen Scans und linearen Messungen verwendet
CPI Counts Per Inch Zähl-Schritte pro Zoll (1 Inch) zur Bestimmung der Auflösung eines linearen Encoders
LPI Lines Per Inch Anzahl der Linien pro Zoll auf einem Gitter; wird ebenfalls zur Beschreibung der Auflösung von linearen Encodern oder Scannern genutzt
A/B-Phase A/B Channels Zwei phasenverschobene Rechtecksignale eines inkrementellen Encoders, um 90° versetzt (Quadratursignale). Dienen der Richtungs- und Zählunterscheidung
Z-Phase Zero Pulse / Index Referenzimpuls, der bei einem inkrementellen Encoder einmal pro Umdrehung ausgegeben wird und als Nullpunkt-Referenz dient
N-Kanal N Channel Bei manchen Herstellern alternative Bezeichnung für die Z-Phase
U/V/W Kommutierungssignale für Servomotoren zur elektronischen Kommutierung bzw. Phasenerkennung
TTL Transistor-Transistor Logic Standardmäßiges digitales 5V-Pegel, geeignet für hochfrequente Impulsausgabe über kurze Distanzen
HTL High Threshold Logic Logikpegel 10–30 V, hohe Störfestigkeit, geeignet für industrielle Umgebungen
Open Collector OC Open-Collector-Ausgang, erfordert externen Pull-up-Widerstand; flexible Anpassung des Pegels
Push-Pull Push-Pull-Ausgang, kann die Last in beide Richtungen treiben, kein externer Pull-up-Widerstand nötig, oft in Industrie-Encodern zu finden
Line Driver LD / RS422 Differenzieller Standardausgang, verbessert die Störfestigkeit und ermöglicht Fernübertragung bei hohen Geschwindigkeiten
Spannungsausgang Voltage Output Analog-Ausgang (z. B. 0–5 V, 0–10 V), geeignet für einfache analoge Messwertaufnahmen
Stromausgang Current Output Häufig 4–20 mA als analoges Ausgangssignal, robust gegen Störungen, für lange Distanzen geeignet
PWM Pulse Width Modulation Übertragung von Positions- oder Winkelinformationen mittels Pulsbreitenmodulation; Anwendung in Spezial- bzw. kundenspezifischen Fällen
1Vpp/11µApp Analoge Sinus-/Kosinus-Ausgänge, typisch für optische oder magnetische Gitter-Encoder bei hochauflösenden Unterteilungen

Encoder-Typen, Funktionsprinzipien und Erfassungsmethoden

Begriff Definition
Inkremental-Encoder Gibt kontinuierliche Impulse zur Positionsänderung aus; ein Controller oder Zähler akkumuliert die Impulse, um die absolute Position zu ermitteln
Absolut-Encoder Jeder Position ist ein eindeutiger Code zugeordnet; der Encoder speichert die Position auch bei Spannungsverlust. Für hochzuverlässige oder komplexe Mehrachssysteme geeignet
Singleturn-Encoder Erfasst nur die Position innerhalb einer Umdrehung, ohne die Anzahl der Umdrehungen zu zählen
Multiturn-Encoder Mit integriertem Getriebe, Magnet- oder Induktivstruktur zur Erfassung mehrerer Umdrehungen; es existieren mechanische und elektronische Varianten
Optischer Encoder Realisiert eine berührungslose Messung über Lichtquelle, Gitter und Photodetektor; bietet hohe Auflösung und Genauigkeit
Magnetischer Encoder Erkennt Änderungen des Magnetfelds anhand von Hall- oder magnetoresistiven Effekten; unempfindlicher gegen Staub, Öl und Schmutz, geeignet für raue Umgebungen
Kapazitiver Encoder Basierend auf Kapazitätsänderungen zwischen Kondensatorplatten; kompakte Bauform, ideal für enge Bauräume und leichte Systeme
Induktiver Encoder Ermittelt Winkel oder Weg über elektromagnetische Induktion, hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber EMV-Störungen und Vibrationen
Encoder-Kit Auch als Kit Encoder bezeichnet, modulare Bauweise ohne Gehäuse, für den Einbau in Motoren oder Robotergelenke etc.
Seilzug-Encoder Nutzt ein Stahlseil und eine Trommel zur Messung langer linearer Wege (Hebebühnen, Tore, Kräne usw.)
Dreh-Encoder Erfasst den Drehwinkel und die Drehgeschwindigkeit einer Welle; weit verbreitet bei Motoren, Drehtischen und Servoantrieben
Linear-Encoder Misst translatorische Bewegungen, häufig in CNC-Maschinen, 3D-Koordinatenmessgeräten oder Halbleiterproduktionsanlagen verwendet
Mehrkanal-Encoder Liefert mehrere Signalarten parallel (z. B. A/B/Z + UVW + serielle Schnittstelle), um Motor-Kommutierung, Positionsbestimmung und Netzwerkkommunikation zu vereinen
Programmierbarer Encoder Ausgabetyp, Auflösung, Drehrichtung usw. können softwareseitig oder via spezieller Geräte konfiguriert werden
Codierformat Codeverfahren bei Absolut-Encodern, wie Gray Code, Binary, BCD, Excess Code etc.

Kommunikationsprotokolle und industrielle Schnittstellen

Protokoll/Schnittstelle Definition
SSI Synchronous Serial Interface: Synchrone serielle Schnittstelle für Absolut-Encoder-Daten; einfach im Aufbau und störunempfindlich
BiSS-C Offenes, schnelles synchrones Protokoll im Vollduplexmodus, unterstützt Mehrachs-Topologien in Kette; häufig in hochwertigen Absolut-Encodern
EnDat Bidirektionale serielle Schnittstelle von Heidenhain, inklusive Prüffunktion und hochauflösender Rückführung
CANopen Offenes Protokoll auf Basis des CAN-Busses, verwaltet per Objektverzeichnis, Multi-Node-Netzwerk, in Europas Automatisierung weit verbreitet
Profibus-DP Feldbus-Standard mit hoher Baudrate und zyklischem Datenaustausch, häufig in großen Prozessleitsystemen und diskreter Fertigung eingesetzt
DeviceNet Von Allen-Bradley definiertes CAN-Bus-Protokoll, fokussiert auf einfache Geräte und Controller-Vernetzung
EtherCAT Echtzeit-Ethernet-Protokoll von Beckhoff, unterstützt verteilte Uhren und Mehrachs-Synchronisation; für Hochgeschwindigkeits- und Hochpräzisionssteuerungen geeignet
PROFINET Von Siemens propagierter Industrial-Ethernet-Standard, kombiniert IT-Technologien mit Echtzeitkommunikation; für Fabrik- und Prozessautomatisierung
IO-Link Punkt-zu-Punkt-Protokoll zwischen Sensoren und Aktoren, unterstützt intelligente Diagnose und Fernparametrierung
Ethernet/IP Von Rockwell empfohlenes CIP-Protokoll (Common Industrial Protocol), geeignet für verteilte Antriebe, Feldebene und SCADA
Modbus RTU/TCP Offenes Master/Slave-Kommunikationsprotokoll, geeignet für erweiterbare Remote-I/O und dezentrale Systeme
UART Universelle asynchrone serielle Schnittstelle (z. B. RS232/RS485), häufig in einfachen oder kostengünstigen Encodermodulen zu finden
SPI/I²C Chipbasierte serielle Schnittstellen, passend für Miniatur-Encoder oder niedrigen Stromverbrauch
SERCOS SErial Real-time COmmunication System, echtzeitfähiges Motion-Control-Protokoll über Lichtwellenleiter oder Ethernet; typisch in CNC- und hochpräzisen Servosystemen

Einbauformen und mechanische Schnittstellen

Begriff Definition
Vollwelle Der zentrale Encoder-Stummel ist massiv; zur Drehmomentübertragung ist eine Kupplung oder Klemmung erforderlich
Hohlwelle Der Encoder verfügt über eine hohle Welle, die direkt auf die Motorwelle gesteckt werden kann, was Kupplungselemente reduziert
Teilhohlwelle Einseitig geschlossene Hohlwelle, verbindet kompakte Bauweise mit einfacher Montage
Flanschmontage Befestigung über Front- oder Synchronflansch, DIN-genormt, z. B. runde oder quadratische Flansch-Schnittstelle
Synchronflansch Runder Standardmontageflansch (Synchro Flange), der per Klemme oder Schrauben befestigt wird
Servo-Klemmflansch Flansch mit Klemmnut oder Positionierbohrungen, ermöglicht schnelles Zentrieren und Fixieren an Servomotoren oder mechanischen Systemen
Befestigungslochkreis Distanz zwischen den Gehäuseschraublöchern des Encoders, muss zum Montageuntergrund der Maschine passen
Montagetiefe Einstecktiefe der (Hohl-)Welle. Zu wenig Tiefe verursacht Spiel, zu viel Tiefe könnte Beschädigungen hervorrufen
Kupplung Verbindungselement zwischen Vollwellen-Encoder und Motor-/Maschinenwelle. Beispiele: flexible Kupplung, Balgkupplung, starre Kupplung usw.
Radial-/Axiallast Maximale radiale bzw. axiale Last, die auf das Encoder-Lager wirken darf; Überschreitungen beeinträchtigen Lebensdauer und Genauigkeit

Umweltbeständigkeit und Zuverlässigkeit

Begriff Definition
IP-Schutzart Gemäß IEC 60529 definierter Schutz gegen Staub und Wasser (z. B. IP65, IP67, IP68). Je höher, desto besser ist der Schutz
Betriebstemperatur Temperaturbereich, in dem der Encoder mit spezifizierter Genauigkeit läuft (z. B. -20 °C bis +85 °C)
Lagertemperatur Temperaturbereich zur Lagerung ohne Betrieb
Vibrationsfestigkeit Widerstandsfähigkeit des Lageraufbaus und der inneren Struktur gegen Schwingungen, typischerweise in g angegeben
Schockfestigkeit Kurzzeitige Beschleunigung/stoßartige Einwirkung in g, die noch toleriert wird
EMV (Electromagnetic Compatibility) Elektromagnetische Verträglichkeit; umfasst Störfestigkeit gegen elektromagnetische Einflüsse und die Emission eigener Störungen
ESD Widerstand gegen elektrostatische Entladung (Electrostatic Discharge), bestimmt die Empfindlichkeit gegenüber statischen Entladungen
SIL-Level Safety Integrity Level (z. B. SIL2 oder SIL3) für sicherheitskritische Anwendungen (Aufzug, Robotik, Zugsteuerung, etc.)
MTBF Mean Time Between Failures; mittlere Zeit zwischen Ausfällen, gibt die Gesamtzuverlässigkeit der Baugruppe an
RoHS / REACH Richtlinie zur Beschränkung gefährlicher Stoffe / EU-Chemikalienverordnung zur Registrierung – betrifft Umwelt- und Sicherheitskonformität der verwendeten Materialien

Genauigkeit, Fehler und Systemkalibrierung

Begriff Definition
Systemgenauigkeit Maximale Abweichung zwischen Encoder-Ausgabe und tatsächlicher Position, inklusive Encoderfehler, Montagefehler, Reglerfehler und anderer Einflüsse
Auflösungsvermögen Kleinste detektierbare Positionsänderung, höhere Auflösung ermöglicht das Erfassen minimaler Bewegungen
Wiederholgenauigkeit Maß für die Konsistenz der Messwerte bei wiederholter Anfahrt derselben Position, vorrangig durch mechanisches Spiel und Signalrauschen beeinflusst
Linearitätsfehler Nichtlinearität zwischen Encoder-Ausgang und Realposition, wird in der Regel durch Kalibrierung oder Software-Kompensation reduziert
Nullpunktfehler Differenz zwischen dem Z- oder Referenzimpuls und dem tatsächlichen mechanischen Nullpunkt. Korrigierbar durch mechanische Justage oder Software
Encodierfehler Feine Abweichungen durch Fertigungstoleranzen der Codescheibe, ungleichmäßige Magnetpole, falsche Montage usw.
Kalibrierfaktor Parameter zur Systemjustierung oder Linearkompensation, um die Gesamtgenauigkeit zu verbessern
PID-Rückführung In einem Servosystem fungiert der Encoder als Sensor im geschlossenen Regelkreis. Durch proportionale, integrale und differentielle Anteile wird die Bewegung exakt der Vorgabe gefolgt
Hysterese Positionsfehler beim Richtungswechsel, bedingt durch mech. Spiel oder Reibung. Tritt z. B. bei manchen inkrementellen Encodern und Getriebesystemen auf

Weitere gängige Fachbegriffe und Ergänzungen

Begriff Definition
Gray-Code (Gray Code) Codierverfahren, bei dem sich benachbarte Codewörter nur in einem Bit unterscheiden; verringert Umschaltprellen; gängiges Verfahren bei Absolut-Encodern
Binärcode (Binary Code) Absolut-Encoder-Ausgang direkt in Binärform, einfach vom Controller auszuwerten
BCD-Code (Binary-Coded Decimal) Kodierung dezimaler Ziffern in Gruppen zu je 4 Bits. Bei manchen älteren Absolut-Encodern oder Messgeräten noch in Gebrauch
Excess Code Ein Offset-Code, der für glattere Codewechsel sorgt; in manchen alten Absolut-Encodern oder Sondersystemen anzutreffen
Mehrgang-Zahnrad Mechanische Multiturn-Absolut-Encoder nutzen ein internes Übersetzungszahnrad, um Umdrehungen zu erfassen
Elektronischer Multiturn Erfasst die Anzahl der Umdrehungen über interne Schaltung oder magnetische Speicherung; ohne mechanische Zahnräder; häufig in bürstenlosen Servomotoren verbaut
UVW-Phase Inkrementelle Kommutierungssignale zur Synchronisation dreiphasiger Motorwicklungen, oft in Servomotoren und BLDC-Antrieben verwendet
S/N-Verhältnis (Signal to Noise Ratio) Verhältnis von Signal zu Rauschen; Maß für die Klarheit und Stabilität des Encoder-Ausgangssignals
Maximaldrehzahl Höchste zulässige Drehzahl, bei der der Encoder noch sicher arbeiten und seine Genauigkeit halten kann; darüber drohen Signalfehler oder erhöhte Lagerabnutzung
Maximale Linear-Geschwindigkeit Höchste Verfahrgeschwindigkeit, die ein Linear-Encoder fehlerfrei erfassen kann; bei Überschreitung reicht die Bandbreite für Inkrementalsignale oder Datenübertragung ggf. nicht mehr aus
Redundanter Encoder Doppelter Sensor oder doppelte Signalausgabe in sicherheitskritischen Anwendungen (z. B. SIL3). Übernimmt die Positionserfassung, falls der Haupte Encoder ausfällt

Referenzstandards und Erweiterungen


Hinweis: Die Begriffe können je nach Hersteller oder Branchenstandard leicht variieren. Bei konkreten Produkten empfiehlt sich ein Abgleich mit dem entsprechenden Handbuch. Diese Seite wird fortlaufend aktualisiert, um neue Technologien und Anwendungsfälle abzudecken. Wir freuen uns über Ihre Ergänzungen und Korrekturen auf Encoder.wiki!