Lineare Encoder

Lineare Encoder dienen dazu, lineare Verschiebungen in elektrische Signale (digital oder analog) umzuwandeln. Sie messen direkt die lineare Bewegung von Tischen, Schlitten oder Werkstücken und sind zentrale Positionssensoren in CNC-Werkzeugmaschinen, Koordinatenmessmaschinen (CMM), Halbleiteranlagen und High-End-Automatisierungsplattformen. Im Vergleich zur indirekten Berechnung über Kugelgewindetriebe oder Zahnstangen bieten lineare Encoder eine „direkte Messung“, wodurch der Einfluss von thermischer Ausdehnung, Umkehrspiel und Übertragungsfehlern deutlich reduziert wird.


Was ist ein linearer Encoder (What is a Linear Encoder)

Ein linearer Encoder besteht aus einer Maßverkörperung (Scale/Rule) und einem Lesekopf (Readhead): Die Maßverkörperung enthält periodische Strukturen (optische Gitter, magnetische Teilungen, induktive oder kapazitive Muster), während der Lesekopf in einem definierten Abstand darüber geführt wird, die Positionsinformationen ausliest und elektrische Signale ausgibt.
Nach Ausgangsart unterscheidet man inkrementale und absolute Encoder; nach Messprinzipien optische, magnetische, induktive, kapazitive; nach Bauform offene (open-type) oder gekapselte (enclosed/sealed) Encoder.


Funktionsprinzip (Working Principle)

Optisch (Optical)

Magnetisch (Magnetic)

Induktiv (Inductive)

Kapazitiv (Capacitive)


Typen und Bauformen (Types & Constructions)

1) Nach Ausgangssignal

2) Nach Kapselung und Schutz

3) Nach Maßstabsmaterial


Ausgänge und Schnittstellen (Outputs & Interfaces)

Kategorie Ausgangssignal Typische Anwendung
Inkrementales Rechteck A/B (+Z), TTL/HTL, RS422 Schnelle Zähler (PLC), Geschwindigkeits-/Positionsregelung
Sinus/Cosinus 1 Vpp, 11 μApp Hochauflösende Interpolation (×4 bis >10.000)
Absolut SSI, BiSS-C, EnDat 2.2 Absolute Position, Diagnose, Temperatur-/Statusdaten
Feldbus/Ethernet CANopen, EtherCAT, PROFINET Mehrachs-Synchronisierung, große Distanzen, Online-Diagnose

Maximale Ausgangsfrequenz im Verhältnis zur Geschwindigkeit (inkremental):
f_max ≈ (V / Pitch) × Edges_per_cycle


Wichtige Spezifikationen (Key Specifications)

Spezifikation Bedeutung/Bereich Hinweis
Auflösung (Resolution) 5 μm → 0.1 μm (magnetisch/Stahl); 1 μm → 1 nm (optisch/interferometrisch) Abhängig von Interpolationsfaktor
Genauigkeit (Accuracy) ±3 ~ ±10 μm/m (magnetisch); ±1 ~ ±3 μm/m (High-End-Optik) Angegeben in μm/m oder ppm
Wiederholgenauigkeit (Repeatability) < ±0.1 ~ ±0.5 μm (optisch High-End) Beeinflusst durch Umwelt/Montage
Interpolationsfehler (SDE) ±20 ~ ±80 nm (hochwertige 1 Vpp-Systeme) Periodischer Fehler durch Interpolation
Jitter/Rauschen (Jitter/Noise) Dutzende nm Abhängig von Elektronik und Versorgung
Referenzmarken Einzelpunkt, distance-coded, bidirektional Für Referenzierung/Homing
Messlänge (Measuring Length) 0.1 m → über 30 m Lange Längen benötigen Kompensation
Montagespalt (Ride Height) 0.1 ~ 1.0 mm Beinhaltet Pitch-/Roll-/Yaw-Toleranzen
CTE Glas/Keramik: ~0.5–2 ppm/K; Stahl: ~10–17 ppm/K Bestimmt Thermokompensation
Schutzart IP40 (offen) → IP67 (gekapselt) Auswahl je nach Kühlschmiermittel/Staub

Installation und geometrische Fehler (Installation & Geometric Errors)


Kalibrierung und Kompensation (Calibration & Compensation)


Vergleich mit anderen Technologien (Comparisons)

Technologie Vorteile Einschränkungen Typische Anwendungen
Linearer Encoder (optisch) Nanometer-Auflösung, μm/m-Genauigkeit, hohe Dynamik Empfindlich gegenüber Schmutz/Kondensat, hohe Montageanforderungen CNC, CMM, Halbleiter
Linearer Encoder (magnetisch) Unempfindlich, große Toleranzen, lange Wege Geringere Genauigkeit/Auflösung Automatisierung, Schwerindustrie
Laserinterferometer Höchste Präzision, rückführbar Hohe Kosten, empfindlich gegenüber Umgebung Kalibrierung, Metrologie
LVDT/Wirbelstrom Robust, gute Wiederholbarkeit bei kurzen Wegen Begrenzte Länge, eingeschränkte Linearität Endlagen, kurze Stellwege
Rotationsencoder + Spindel Kostengünstig, etablierte Technik Fehler durch Ausdehnung, Spiel, Spindelsteigung Mittel-/Niedrigpräzision

Anwendungsbereiche (Applications)


Wartung und Fehlersuche (Maintenance & Troubleshooting)

Regelmäßige Wartung

Häufige Probleme

Symptom Mögliche Ursache Lösung
Signalverlust/Impulsausfall Überschrittener Spalt, Fehlwinkel, Verschmutzung Abstand/Ausrichtung justieren, Maßstab reinigen, Montage prüfen
Jitter/hoher SDE Rauschen, schlechte Erdung Bessere Schirmung/Erdung, hochwertige Kabel/Versorgung
Hoher Linearfehler Montagefehler, fehlende Thermokompensation Schwimmende Befestigung, Kalibrierung mit Fehlerkarte
Keine Absolutkommunikation Falsche SSI/BiSS/EnDat-Parameter Timing, Polarität, CRC und Kabelimpedanz prüfen
Instabile Referenzmarke Verschmutzt oder falsch konfiguriert Reinigung, Strategie/Parameter anpassen

Normen und Referenzen (Standards & References)

Hinweis: Gültigkeit je nach Anwendung und Branche prüfen, Herstellerangaben beachten.


Auswahlhilfe (Selection Guide)

  1. Genauigkeitsziel: Positionier-/Wiederholgenauigkeit und zulässige lineare Abweichung (μm/m) definieren.
  2. Messprinzip: Saubere/hochpräzise Umgebungen → optisch; öl-/vibrationsbelastete/lange Wege → magnetisch oder induktiv.
  3. Ausgänge/Schnittstellen: Inkremental für Geschwindigkeitsregelung; SSI/BiSS/EnDat oder EtherCAT für hochpräzise, synchronisierte Achsen.
  4. Mechanik/Montage: Messlänge, Maßstabsmaterial, CTE, Toleranzen, Befestigungsmethode (schwimmend/geklemmt/kleben) prüfen.
  5. Umwelt/Schutz: Kühlschmiermittel/Staub/Thermoschwankungen → gekapselte Systeme mit passender IP; Luftbarriere/Abstreifer einplanen.
  6. Kompensation/Diagnose: Unterstützt Fehlerkarten, Temperatur-/Statusüberwachung, Diagnose/Alarme?
  7. Lebenszyklus: Austauschbarkeit von Kabeln/Leseköpfen, Ersatzteilverfügbarkeit, Kalibrier- und Servicekonzepte.

Durch Verständnis der Prinzipien, Strukturen und Montageanforderungen von linearen Encodern, kombiniert mit Fehlermodellierung, Thermokompensation und standardisierter Verifizierung, können Ingenieurteams auch in komplexen Umgebungen hohe Präzision, lange Lebensdauer und Diagnosefähigkeit sicherstellen.