Was ist ein Encoder?

Ein Encoder (Geber) ist ein Sensorelement, das physikalische Bewegungen wie Drehwinkel, lineare Verschiebung oder Geschwindigkeit in elektrische Signale umwandelt. Diese Signale dienen der Echtzeitüberwachung, Rückkopplung und Steuerung durch digitale Systeme wie SPS, Antriebe oder Industrie-PCs. In Bereichen wie Industrieautomation, Robotik, CNC-Maschinen, Medizintechnik oder Luft- und Raumfahrt spielt der Encoder eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Regelkreisen und hochpräziser Positionsbestimmung.


Übersicht über Encoder-Typen (Comprehensive Classification of Encoders)

Encoder lassen sich nach verschiedenen technischen Kriterien einteilen, hauptsächlich nach Messprinzip, Signaltyp, Sensortechnologie und Schnittstelle.

1. Nach Messprinzip (By Measurement Format)

Typ Beschreibung
Drehgeber (Rotary Encoder) Erfasst rotatorische Bewegungen, z. B. Motorwellen oder Drehteller
Lineargeber (Linear Encoder) Misst lineare Bewegungen, z. B. bei Werkzeugmaschinen oder Positioniertischen
Seilzuggeber (Draw Wire Encoder) Misst lange Verfahrwege über ein gespanntes Drahtseil
Encoder-Kits (Encoder Kit) Modulbauweise ohne Gehäuse, ideal zur Integration in Kleinstantriebe

2. Nach Signaltyp (By Signal Output Type)

Typ Beschreibung
Inkrementalgeber (Incremental Encoder) Gibt relative Bewegungen über A/B/Z-Impulse aus, kontinuierliches Zählen notwendig
Absolutwertgeber (Absolute Encoder) Gibt eindeutige Positionswerte aus, auch nach Stromausfall
Analoggeber (Analog Encoder) Gibt kontinuierliche Spannungs- oder Stromwerte (z. B. 0–10 V, 4–20 mA) aus

3. Nach Sensortechnologie (By Sensing Technology)

Technologie Merkmale und Anwendungen
Optisch (Optical) Höchste Auflösung, ideal für saubere Umgebungen mit hoher Genauigkeit
Magnetisch (Magnetic) Unempfindlich gegenüber Staub und Öl, für raue Industrieumgebungen
Kapazitiv (Capacitive) Kompakt, vibrationsfest, stromsparend, für Präzisionsgeräte geeignet
Induktiv (Inductive) Sehr störfest, ideal für schwere Maschinen und sicherheitsrelevante Anwendungen

4. Nach Schnittstelle (By Communication Interface)

Schnittstelle Beschreibung
A/B/Z Impulse Standardausgang für Inkrementalgeber, weit verbreitet
Analoge Schnittstelle Für ältere Steuerungen und einfache Anwendungen
Serielle Schnittstelle (SSI/BiSS) Hohe Präzision und Echtzeitfähigkeit
Feldbus (CANopen/Profibus) Flexible Struktur, Mehrknotenkommunikation möglich
Industrial Ethernet (EtherCAT/Profinet) Hohe Echtzeitfähigkeit für moderne Automatisierungssysteme

Funktionsweise von Encodern (How Encoders Work)

Ein Encoder besteht typischerweise aus:

  1. Bewegungselement: Drehwelle, Linearführung oder Seilzug
  2. Codierscheibe/Magnetband: Enthält das Positionsmuster
  3. Sensorik: Z. B. Lichtschranken, Magnetsensoren, kapazitive Elemente
  4. Signalverarbeitung: Wandelt Rohsignale in standardisierte Ausgangssignale um
  5. Schnittstelle: Zur Kommunikation mit Steuerungssystemen

Je nach Encoder-Typ erfolgt die Positionsbestimmung auf unterschiedliche Weise – optisch per Lichtdurchlass, magnetisch über Feldveränderung oder kapazitiv über elektrische Felder.


Wichtige Kenngrößen von Encodern (Key Performance Metrics)

Parameter Beschreibung
Auflösung (Resolution) Anzahl der Signale pro Bewegungseinheit (z. B. Impulse/Umdrehung oder Bit)
Genauigkeit (Accuracy) Abweichung zwischen realem und gemessenem Wert
Wiederholgenauigkeit (Repeatability) Messkonsistenz bei mehrfacher Messung derselben Position
Maximale Frequenz Maximale Geschwindigkeit, mit der Signale korrekt ausgegeben werden
Ausgangspegel Elektrische Standards wie TTL, HTL oder RS422
Schutzart (IP) Schutz gegen Staub und Wasser gemäß IP65, IP67 usw.

Typische Einsatzgebiete von Encodern (Common Applications)


Aufbau und Signaldarstellung von Encodern

Encoder Außengehäuse
Abb. 1: Standard-Drehgeber im Gehäuse

Encoder Aufbau
Abb. 2: Schematischer Aufbau mit Codierscheibe, Sensorik und Elektronik


Relevante Normen (Relevant Standards)


Glossar (Glossary)

Begriff Bedeutung
PPR Impulse pro Umdrehung (Pulses Per Revolution)
CPR Zählungen pro Umdrehung (Counts Per Revolution)
Z-Impuls Referenzsignal pro Umdrehung bei Inkrementalgebern
TTL 5V-Digitalsignal-Standard
HTL 10–30V-Ausgang, hohe Störfestigkeit
RS422 Differenzielles Hochgeschwindigkeitssignal
SSI Synchrones serielles Interface, v. a. für Absolutgeber
BiSS Offenes, leistungsstarkes serielles Kommunikationsprotokoll

Fazit: Encoder sind die Brücke zwischen physikalischen Bewegungen und digitalen Steuerungen. Wer ihre Funktionsweise, Bauformen, Schnittstellen und Standards versteht, kann sie optimal in Automatisierungs- und Präzisionssysteme integrieren.